„Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man in der Wüste.“
(Aus Israel)
Vom 6. bis 26. März 2018 fuhren wir, die KSG’n von Leipzig und Dresden, gemeinsam mit unseren Studentenpfarrern und Schwester Claudia auf Pilgerfahrt in das Heilige Land.
In diesen drei Wochen reisten wir auf Jesu Spuren quer durch Israel und Palästina. Neben dem Besichtigen von Pilgerstätten und Wahrzeichen, gab es auch Momente der Stille und des Gebets und viele Begegnungen mit Einheimischen, die mit uns ihre Lebens- und Glaubensgeschichten teilten.
Eine dieser Begegnungen ist mir besonders im Gedächtnis haften geblieben: In Bethlehem, welches zum Palästinensergebiet zählt, besuchten wir die Bethlehem University, an der neben 76% Muslimen auch 24% Christen ausgebildet werden. Hinter sandfarbenen Mauern gelegen, lag ein weitläufiger Hof, mit hohen, schattenspendenden Bäumen, darunter kleine Stände an denen Menschen Süßigkeiten und Schmuck verkauften und auf Bänken saßen Studenten, die fröhlich miteinander redeten. Ein paar von ihnen führten uns durch ihre Universität und stellten sich unseren Fragen. Sie erzählten uns über ihr alltägliches Leben in Bethlehem, mit all seinen Einschränkungen, aber vor allem auch mit seiner Vielfalt. „Wir sind nicht nur Konflikt!“, so drückte es die eine Studentin treffend aus und offenbarte uns damit den Fehler, den so mancher in Europa und anderswo in der Welt begeht, wenn er beim Gedanken an das Heilige Land sofort den Nahostkonflikt vor Augen sieht. Doch die meisten Menschen hier sind so viel mehr, nämlich ganz normale Menschen, wie wir auch, die einfach in Frieden ihr Leben leben möchten. Sie einzig und allein auf den Nahostkonflikt reduzieren zu wollen, wäre ein Fehler.
Neben vielen Begegnungen, legten wir aber auch viele Kilometer in Jesu Fußspuren zurück. Einmal führten die uns in die Wüste Negev, wo er mindestens 40 Tage seines Lebens verbracht haben soll.
Schon an unserer ersten Station in Bethlehem merkten wir, wie wertvoll Wasser im Heiligen Land ist. Während man in Deutschland den Wasserhahn aufdreht und nach Belieben mit frischem Trinkwasser versorgt wird, mussten wir im Heiligen Land zum Befüllen unserer Trinkflaschen an dafür ausgeschriebene Tanks und Brunnen gehen. Wasser generell ist hier ein knappes Gut.
Doch in der Wüste waren wir vor eine noch existenziellere Wasserarmut gestellt: hier gab es nichts, als Staub und Steine. Über allem die Sonne, die unbarmherzig und mit hoher Intensität vom wolkenlosen, blauen Himmel brannte. Und so machte sich vor allem hier in der Wüste ein neues Gefühl von Wertschätzung für das kühle Nass bemerkbar. Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man halt nur in der Wüste, wie ein israelisches Sprichwort sagt.
Und diese neue Wertschätzung von Wasser nehme ich, neben vielen weiteren Erfahrungen und Erlebnissen, mit in meinen Alltag nach Deutschland.
von Joseph Buhl