Die Datsche war der Begriff für Natur, Freizeit, Erholung, Geselligkeit, Feiern oder einmal ungestört sein. Diese lag am Südufer des Kulkwitzer Sees im Ortsteil Göhrenz der Gemeinde Göhrenz-Albersdorf in einem etwa 300 m² großen mit Obstbäumen bestandenen Grundstück. Da es an einem Bach lag, war es nur über eine Brücke zugänglich. Die Datsche war ein massiv gemauertes Gebäude, das nur aus einem Raum von ca. 30 m² bestand. Es gab Trinkwasser und in einem Schuppen an der Rückseite ein kleines Örtchen. Drinnen standen ein Sofa, eine Sitzecke mit Tisch und paar Stühlen. Zum Übernachten musste sich jeder Isomatte und Schlafsack mitbringen. Von der KSG im Petersteinweg brauchte man mit dem Fahrrad etwa 40 Minuten bis dorthin.
1983 übernahmen Bernhard Pfitzner und ich die Betreuung der Datsche von Wendelin. Das bedeutete neben schönen Datschenwochenenden auch das Gelände und das Objekt in Schuss zu halten. Im Frühjahr wurde die Datsche flott und im Herbst wieder winterfest gemacht. Verbunden damit waren ganz gesellige Arbeitseinsätze zu denen es heiter herging. Die Wiese wurde ein zwei Mal im Jahr gehauen, Unkraut zwischen der Bepflanzung entfernt und das Fallobst der zahlreichen Obstbäume beseitigt, wenn es keine Abnehmer gab. Die verzinkte Badewanne des Plumsklos an der Rückseite wurde einmal im Jahr geleert. Eine sehr delikate Aufgabe, wie jeder weiß. Die Saison begann gewöhnlich mit dem Anbaden im Kulkwitzer See, was auch mal spontan nach dem Dienstag-Abend-Vortrag passieren konnte. Bei der Gelegenheit hatte ich einmal die Felge eines geborgten Fahrrades in einem zu tief liegenden Schleuseneinsatz in Kleinzschocher zu Bruch gefahren. Aus dem Anbaden wurde in diesem Fall logischerweise nicht´s. Dafür hatte ich mal einen Nachmittag eine Felge mit Speichen zu beziehen.
Eine andere Abwechlung waren Fahrten mit dem dort vorhandenen Paddelboot auf dem Kulkwitzer See. Es wurden Geburtstage gefeiert oder gemeinsame Wochenenden verbracht. Dabei wurde in gemütlicher Runde geplaudert, Lieder aus dem Poverello gesungen und natürlich auch getrunken. Dass Streiche gespielt wurden, gehörte auch dazu. Im Frühjahr ließ sich die Nachtigall in den Nächten hören.
An einem Wochenende waren wieder mal so viel Leute da, dass es in der Datsche recht eng wurde. Sabine Meincke, Susanne Orlob, Lutz Schmechta und ich hatten uns für dieses Mal vorgenommen zum „gestrandeten“ Dampfer an der Nordseite der „Kulke“ mit dem Paddelboot zu fahren. Dort stand Tanz auf dem Programm. Mit dem Boot hatten wir den See schon mehrmals erkundet. Am Ufer und flachen Stellen, die noch nicht weit überflutet waren, war erhöhte Vorsicht geboten, weil die abgestorbenen unter Wasser befindlichen Baumgerippe eine Gefahr für die Bespannung des Bootes darstellten. Als es schon dunkel war, stachen wir in See. Die laue Sommerluft kräuselte leicht die Seeoberfläche. Es dauerte nicht lange und wir erreichten die Dampfergaststätte in 2 km Entfernung. Damit unsere Rückfahrt nicht gefährdet war versteckten wir das Boot im Dunkel und die Paddel an einem anderen Ort. Vorsicht war geboten, denn es waren einige in der Datsche, denen ein Streich zu zutrauen war. Als wir schließlich genug getanzt hatten, wollten wir das Boot aus dem Versteck holen. Das war jedoch nicht da. Als aber auch die Paddel weg waren, die wo anders und besser versteckt waren, hatten wir den Verdacht, dass wir schon bei unserer Ankunft beobachtet worden waren. Wir machten uns also zu Fuß auf den Rückweg, vorbei am Campingplatz. An einer Bucht, die den Weg noch etwas länger als die Paddelbootroute machte, verweilten wir noch an einem Lagerfeuer bei Gitarrenklängen. Als wir schließlich an der Datsche angelangt waren, schlug unser Versuch das Paddelboot zu finden, fehl. So betteten wir uns zur Ruh und taten so, als ob alles in Ordnung sei. Als wir am folgenden Sonntag aus der Messe in Markranstädt zurück kamen, klärte sich alles auf und das Boot samt Paddeln fand sich auch wieder ein.
Im Herbst 1984 hatten Lutz Schmechta (Zwiebel) und ich im Herbst die vielen herunter gefallenen Birnen mit einem Fahrradanhänger in die KSG, Bischof Otto-Heim, Petersteinweg 17, gebracht. Dort verbrachten wir den Samstag-Nachmittag mit einem Dampfentsafter und füllten damit einen 50-Liter-Ballon. Noch 2 Flaschen Biomalz und Hefe dazu und ab ins Bad zum Gären. Dort blubberte der Wein dahin. Aber nicht lange. Im Anschluss an die Dienstag-Abend-Vorträge im Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Paul-Gruner-Straße nahm der Füllstand des Ballons bei den Nachgesprächen und dem gemütlichen Beisammensein des eigenartigerweise sehr gehaltvollen Gesöffs stetig ab. Noch bevor der Wein klar werden konnte, war er schon in durstigen Studentenkehlen verschwunden.
Die Datschen-Erlebnisse sind allen, die einmal dort gewesen sind, sicherlich noch in guter Erinnerung geblieben.
von Thomas Klinger